Nein, Onur Güntürkün ist kein Mitglied unseres gemeinnützigen Vereins. Aber das ist okay so, (: denn er ist auch so schon ständig unterwegs, um Menschen von seiner Arbeit zu erzählen. Vielleicht habt Ihr ihn auch schon in der einen oder anderen Sendung gesehen, wenn es um die Schönheit von Vögeln (und die faszinierenden Besonderheiten ihres Denkens) geht.
Als wir mit ihm gesprochen haben, hatte er uns auch einiges zu Tierversuchen zu erzählen:
„Tierversuche haben mein Leben gerettet. 17.500 Affen starben bei der Entwicklung der Polioimpfung. Als der Virologe Jonas Salk am 12. 4. 1955 in einer Pressekonferenz verkündete, dass die Impfung funktioniert, läuteten überall in den USA die Glocken. Millionen Menschen wurden durch die Polioimpfung vor Tod oder schwerer Behinderung gerettet. Drei Impfungen waren anfangs notwendig, um den notwendigen Schutz aufzubauen. Ich infizierte mich mit Polioviren nach der zweiten Impfung. Jonas Salk hat mein Leben gerettet, konnte aber meine Behinderung nicht verhindern.
Die meisten, die diese Zeilen lesen, sind Gerettete ohne es zu wissen. Ohne das ganze Arsenal der modernen Medizin hätten die meisten von uns niemals gesund oder zumindest lebend das Erwachsenenalter erreicht. Tiere starben, damit wir leben. So war es, so ist es, und so wird es noch eine ganze Weile sein.
Ich mache Tierversuche. Meine Forschung ist von Neugier getrieben; ich arbeite in der Grundlagenforschung und möchte die Prinzipien des Denkens verstehen. Dabei untersuche ich Tauben, weil deren Gehirn dem des Menschen sehr unähnlich ist. Die Analyse der Ähnlichkeiten und der Unterschiede in den Hirngrundlagen des Denkens werden uns einen vollkommen neuen Zugang bieten, um das Denken zu verstehen.
Für meine Forschung sterben Tauben. Doch meine Experimente helfen uns zu erkennen, wie unser Denken funktioniert. Wie immer in der Forschung, werden Grundlagenerkenntnisse irgendwann gezielte Anwendungsforschung ermöglichen. Diese wird die Gesundheit von zukünftigen Menschen retten, die vielleicht noch gar nicht geboren sind. Dazu trage ich mit meiner Forschung bei, und ich bin stolz darauf.“